IGA-Forschungspreise gehen an Edoardo Facincani und Daniel Kern
Im Rahmen der IGA-Tagung am 21. November 2025 in Bozen, hat IGA-Vorsitzender Arnulf Perkounigg Studierenden der Universität Wien (UNI Wien) und der Wirtschaftsuniversität (WU) die diesjährigen IGA-Forschungspreise verliehen.
In seiner Masterarbeit „Rechnungslegung und Besteuerung von Wohnbaugenossenschaften“ vergleicht Edoardo Facincani (Uni Wien) die gesetzlichen Grundlagen der Rechnungslegung sowie deren praktische Umsetzung in Österreich und Italien.
Österreich verfügt mit dem Wohnungsgemeinnützigkeitsgesetz (WGG) über ein einheitliches, detailliertes und stark reguliertes System. Die Vorgaben zu Bilanzierung, Berichterstattung und Revision gelten unabhängig von der Größe der Genossenschaft und sorgen durch die jährliche Prüfung durch den Revisionsverband für ein hohes Maß an Transparenz. Steuerlich entlastet Österreich Wohnbaugenossenschaften über weitreichende Körperschaftsteuerbefreiungen.
In Italien basiert der Rechtsrahmen überwiegend auf dem Codice civile sowie zahlreichen Nebengesetzen. Zentrale Bedeutung hat die Unterscheidung zwischen gemeinnützigen („a mutualità prevalente“) und nicht gemeinnützigen („a scopo mutualistico“) Genossenschaften. Der rechtliche Rahmen ist insgesamt flexibler, weniger einheitlich und begünstigt Gemeinnützige Einrichtungen, die dafür jedoch strengere steuerliche und bilanzrechtliche Vorgaben einhalten müssen.
Beide Rechtsordnungen setzen zwar unterschiedliche Schwerpunkte, verfolgen aber dasselbe Ziel: die langfristige Bereitstellung leistbaren Wohnraums. Vor dem Hintergrund europäischer Entwicklungen sowie wachsender Anforderungen an ökologische und soziale Nachhaltigkeit ortet Edoardo Facincani künftig Potenzial für Harmonisierung.
Die Masterarbeit von Daniel Kern (WU) untersucht die Mitgliederförderung in Genossenschaftsbanken aus steuerrechtlicher Perspektive. Sie analysiert verschiedene Methoden der Mitgliederförderung, darunter die Verzinsung von Geschäftsanteilen, Warenrückvergütungen, die Vergabe günstiger Konditionen sowie Bonusprogramme und Rabatte. Die Arbeit kommt zu dem Ergebnis, dass diese Methoden gesellschaftsrechtlich zulässig sind und hebt hervor, dass Sachdividenden eine legale Form der Mitgliederförderung darstellen. In steuerlicher Hinsicht wird festgestellt, dass die meisten Fördermaßnahmen zur Kapitalertragssteuerpflicht für die Mitglieder führen, jedoch einige Ausnahmen bestehen, etwa bei Kontoeröffnungen oder Bonusleistungen bis zu einer bestimmten Höhe. Ein Vergleich mit Deutschland zeigt, dass dort eine günstigere steuerliche Behandlung, insbesondere bei der Betriebsabzugsfähigkeit von Warenrückvergütungen, zu größeren finanziellen Spielräumen für die Genossenschaften führt. Abschließend werden Verbesserungsvorschläge formuliert, um die Effizienz der Mitgliederförderung in österreichischen Genossenschaftsbanken zu erhöhen.
Die Beurteilung der eingereichten Arbeiten erfolgte durch den wissenschaftlichen Beirat des IGA. Gutachter sind ausschließlich Universitätsprofessoren oder auf dem Fachgebiet der, zu begutachtenden, wissenschaftlichen Arbeit anerkannte Praktiker.