15. Nov. 2000
Zu Beginn präsentierten zwei Studenten aus Innsbruck, Frau Simone Tarneller (Südtirol) und Herr Mathias Ampferer (Innsbruck) die Ergebnisse einer Studie, welche im Auftrag des Vereines "IGA" durchgeführt wurde. Unter dem Titel "Mitgliedschaft bei Genossenschaftsbanken - Relikt aus früheren Zeiten oder progressives Modell der Kundenbindung" wurden zahlreiche Kunden von Raiffeisenbanken in Nord- und Südtirol darüber befragt, inwieweit eine Mitgliedschaft von Vorteil ist oder sein kann. Dabei wurde ganz klar, dass ein "unterentwickeltes Mitgliedschaftsbewusstsein" bei unseren Kunden besteht. Vielfach ist nicht einmal bekannt, dass man Mitglied bei der Raiffeisenbank werden kann. Neben der sehr lockeren und abwechslungsreichen Präsentation der Ergebnisse boten die beiden Diplomanden auch Lösungsvorschläge an, die in Summe auf den Gemeinschaftsgedanken, die soziale Komponente der Mitgliedschaft abzielten. Um eine dauerhafte Kundenbindung zu erreichen sei darüber hinaus natürlich auch ein geldwerter Vorteil notwendig.
Aus dieser Studie wird eine Diplomarbeit hervorgehen, die Veröffentlichung der Studie wird im Frühjahr 2001 zumindest auszugsweise in der "Genossenschaftlichen Schriftenreihe" des Vereines IGA erfolgen.
Dr. Wolfgang Vyslozil, Geschäftsführer der Austria-Presse-Agentur reg.GenmbH (übrigens auch eine Genossenschaft), beleuchtete das Thema aus Sicht der Beschaffung und Versorgung, wobei er gezielt auf die Bereitstellung von Informationen aller Art einging. Dr. Vyslozil bekannte sich dabei klar zur genossenschaftlichen Rechtsform, da die Eigentümerstruktur eindeutig auch kleineren Informationsempfängern, wie z.B. kleineren Zeitungen, den Bezug von Informationen zu einem akzeptablen Preis ermöglicht. Presse- und Meinungsvielfalt bleibe dadurch gewährleistet, so Dr. Vyslozil.
Der Direktor der Raiffeisenbank Kempten reg.Gen.m.b.H., Rainer Schaidnagel, befasste sich mit Kundenbindungsmodellen und stellte dabei das in Kempten umgesetzte Konzept des "lebendigen Marktplatzes Bank" in den Vordergrund. Sehr plakativ zeigte Direktor Schaidnagel die Notwendigkeit auf, als Raiffeisenbank "authentisch" zu sein. Nicht "Imitation" sondern "Originalität" stehe dabei an erster Stelle, der Kunde dürfe aber nicht nur mit Technik überfordert und überrumpelt werden. Die Erläuterungen des Referenten aus Kempten haben wohl kaum einen Zuhörer unberührt gelassen und man sah in der Pause so manches nachdenkliche Gesicht.
Dr. Wilhlem Tauber, Geschäftsführer des Milchhofes Brixen, betrachtete das Thema aus dem Blickwinkel des "Vertriebes von Produkten und Leistungen". Dr. Tauber konnte ein Konfliktpotential zwischen den Eigentümern als Rohstofflieferant, Kapitalgeber und zugleich Kunde nicht ausschließen. Für Dr. Tauber steht daher der gute Kontakt zu den Mitgliedern an erster Stelle.
Als Abschluss der Tagung wurde ein gemeinsames Projekt des Vereines IGA mit der Autonomen Region Trentino-Südtirol und er EU zur Schaffung einer elektronischen Bibliothek vorgestellt. Der Assessor für Genossenschaftswesen, Kredit und Personalfragen Dr. Franco Panizza erläuterte die Einzelheiten und unterstrich die gute Zusammenarbeit zwischen Nord- und Südtirol.
Auch während der gemeinsamen Führung durch das Augustiner-Chorherrenstift Neustift bei Brixen im Anschluss an die Tagung wurden die Diskussionen, welche schon das Mittagessen begleitet haben, weitergeführt. Aus den Reaktionen der TeilnehmerInnen schließt der Verein IGA, dass mit der Tagung ein wertvoller Beitrag zu einem sehr aktuellen Thema geleistet und die Wichtigkeit der Mitgliederförderung erneut ins Bewusstsein gerufen wurde.
Am Ende dieser sehr interessanten Jahrestagung bedankte sich der Veranstalter bei den Referenten und natürlich bei den Besuchern dieser Tagung.
Ohne aktive Teilnahme am Genossenschaftsleben, ohne Widerspruch, ohne Vorbringen von Vorschlägen oder Bedenken kann genossenschaftliche Arbeit nicht geleistet werden und eine Veranstaltung nicht erfolgreich sein. Großer Dank gebührt auch dem Stift Neustift, hier besonders Herrn Prälat Giner und Herrn Florian Mair, der für die Organisation vor Ort zuständig war.