
Die Förderung des Erwerbes und der Wirtschaft ihrer Mitglieder ist seit jeher der gesetzliche Auftrag der Genossenschaften und damit ein wesentliches Merkmal in der Unterscheidung von anderen Unternehmen. In der Praxis finden wir dafür eine Vielfalt von Gestaltungsformen, die aber letztlich alle in einem Ziel münden sollen, nämlich einem Mehrwert für das Mitglied. Diesen Mehrwert für die Mitglieder hinterfragten die Referenten der 19. IGA-Tagung am
06. November 2015 im Tagungshotel Hilton in Innsbruck unter dem Generalthema „Erzielt der genossenschaftliche Förderauftrag noch Wertschöpfung?".
Im Eingangsreferat zeichnete Frau Dr. Nadja Fabrizio, Wissenschaftliche Oberassistentin am IFU/BLI an der Universität Luzern, ein eindrucksvolles Bild von der Entwicklung des Förderauftrages im Laufe der Zeit und hob besonders hervor, dass von außen Genossenschaften vor allem im sozial-gesellschaftlichen Bereich wahrgenommen werden. Sie schloss Ihren Beitrag mit einem Ausblick auf strategisch nutzbare Potentiale des Förderauftrages in der Zukunft ab.
Eindrucksvoll schilderte Dir. Josef Wielander, Direktor der VI.P Gen. landwirtschaftliche Gesellschaft, die stetig steigenden positiven Auswirkungen der genossenschaftlichen Arbeit im Obstbereich auf eine ganze Region, dem Vinschgau in Südtirol. Die Auswirkungen umfassen praktisch alle Bereiche, von der Industrie und den Handwerks-betrieben, den lokalen Genossenschaftsbanken und den Arbeitsplätzen über den Tourismus bis hin zur Kultur, dem Leben im Mittelstand und nicht zuletzt dem Zusammengehörigkeitsgefühl der Bewohner dieser Region.
Für Dir. Franz Reischl, Geschäftsführer der BÄKO-Österreich e.Gen., besteht der genossenschaftliche Förderauftrag kurz zusammengefasst darin, die Welt für die Mitglieder einfacher zu machen. Gerade in hart umkämpften Märkten führt die Gemeinschaft zu Marktstärken, die einer alleine nie erreichen kann, wobei sich die gemeinsame Tätigkeit nicht nur im Vertrieb sondern auch in weiteren Dienstleistungen wie z.B. Ausbildung niederschlagen muss.
Dir. Mag. Dr. Alois Zach, Geschäftsleiter der Raiffeisen Regionalbank Mödling eGen, präsentierte an Hand des Modells „Raiffeisen Forum Mödling“, wie die Raiffeisenbank Mödling die regionale Wertschöpfung und Lebensqualität als einen Ansatzpunkt für eine moderne Umsetzung des Förderauftrages betrachtet. In diesem Ansatz mutiert die direkte Förderung des Einzelmitgliedes zu einer indirekten Förderung durch die vielfältigen Maßnahmen in der Region.
Als Abschluss zeigte Mag. Justus Reichl, Leitung Stabstelle für Genossenschaft – Strategien und Perspektiven beim Österreichischen Raiffeisenverband, verschiedene Möglichkeiten einer modernen Ausgestaltung des Förderauftrages auch an Hand von bereits umgesetzten Beispielen auf und gab dies als Denkanstoß an die Tagungsteilnehmer mit. Er betonte, dass es in diesem Bereich noch eine deutlich verbesserte Kommunikation benötigt, um die Umsetzungen beim Einzelnen auch stärker erlebbar zu machen.
In der anschließenden Diskussion unter der Leitung von RAin Regina Wenninger, Bereichsleiterin Vorstandsstab und Kommunikation beim Genossenschaftsverband Bayern, hatten die Teilnehmer noch die Möglichkeit mit den Vortragenden im direkten Kontakt so manches noch zu vertiefen bzw. zu ergänzen.
Alle Referate und die Inhalte der Diskussion finden Sie ausführlich im Tagungsband 19 unseres Institutes, den Sie jederzeit direkt bei uns bestellen können.